Bühne auch für die Schattenblumen des Sports

Stadt Minden ehrt die erfolgreichsten Sportler des Jahres 2006 / 88-jährige Annie Bonnier die Grande Dame im Rathaus

Minden (Riechmann). Minden ist eine Sportstadt. Das hört man allenthalben bei Ehrungen und Veranstaltungen rund um den heimischen Sport. Auch Bürgermeister Michael Buhre bediente sich gestern der Formulierung. Nicht kreativ, aber völlig richtig. Diese Wertung wurde jedenfalls deutlich vom Anlass für die vom Bürgermeister gesprochenen Worte unterstrichen: Die Stadt zeichnete gestern im großen Rathaussaal 84 Sportler aus 14 Vereinen aus, die ihre Heimatstadt auf der großen Bühne des Sports würdig und erfolgreich vertreten haben.
Mindestens Landesmeister lautet die Anforderung für die Sportlerehrung, darunter wird man nicht eingeladen. Geehrt werden zudem die fleißigsten unter den Sportabzeichen-Sammlern mit 25 oder mehr Abzeichen.
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Alle vereint: Die ausgezeichneten Sportler der Stadt Minden auf der Martinitreppe.
Schließlich wird zuweilen ausgezeichnet, wer sich, so Buhre, "über alle Maßen ehrenamtlich engagiert."
Bundesliga-Tanzen, Deutschland-Tour der Radfahrer, deutsche Meisterschaften im Tischtennis - drei Gründe für Buhre von einem besonderen Sportjahr 2006 zusprechen. Vor allem war das Jahr, so Buhre, ein besonderes durch die Erfolge heimischer Athleten.

Gutes Auge, ruhige Hand: Gut in Schuss

Nicht nur den Klassikern des heimischen Sportes wie Handball oder Rudern bot die stimmungsvoll von der Salsa-Band des Herder Gymnasiums begleitete und von den Frauen des Tuspo Meißen gut bewirtete Ehrung eine Bühne. Auch sportliche Schattenblumen blühten gestern im Rathaus auf.
Ehrung1 "Gut Schuss"-Klubchef Rüdiger Eichhorn freut sich mit seiner Erfolgssportlerin Anni Bonnier.
So überreichte Buhre eine Urkunde an die Schützin Anni Bonnier. Die Sportlerin von der Schützengilde "Gut Schuss" Stiftsallee Feldmark war die Grande Dame des gestrigen Abends. Für zahlreiche Podestplätze bei Landes- und deutschen Meisterschaften wurde die von Vereinschef Rüdiger Eichhorn begleitete Seniorin geehrt. 88 Jahre ist Anni Bonnier alt und offenbar mit ruhiger Hand und scharfem Blick ausgestattet. Gut in Schuss eben.

Für variable Sportler: Friesenkampf

Selbiges lässt sich auch von Reinhold Fischer behaupten, der allerdings nur - im Vergleich zu Bonnier - bescheidene 59 Jahre zählt. Der Reiter, Fechter und frühere moderne Fünfkämpfer ("In meiner Sturm- und Dranzeit") vom MTV Minden wurde in Konstanz Dritter bei der deutschen Meisterschaft im Friesenkampf.
Hat nichts mit Bosseln oder anderen norddeutschen Spezialitäten zu tun, sondern ist, wie Annette Amann vom Sportbüro berichten konnte, eine Vorläufersportart des modernen Fünfkampfes. Erfunden übrigens von einem guten Mann namens Friesen, deshalb der Name.
Schießen mit dem Luftgewehr oder der Luftpistole, Kugelstoßen, ein Sprint- oder Dauerlauf, Schwimmen und Fechten zählt zum Fünfer-Programm der Friesenkämpfer. Aus dem Fechtlager sei die Sportart entstanden, erklärt Reinhold Fischer, die einseitige Ausbildung auf der Planche sollte mittels Friesenkampf erweitert werden.
Mit Volker Höpel und Kirsten Münchow wurden auch zwei Rasenkraftsportler von Eintracht Minden geehrt. Höpel sammelte den Titel eines deutschen Vizemeisters ein, Münchow stand ganz oben auf dem Podium.

Weiteste Reise für Dunja Brand

Die weiteste Anreise auf dem Weg zu einem Titel hatte sicher Dunja Brand. Sie feierte in Brasilien als Vize-Weltmeisterin im Beachhandball einen großen Erfolg.
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Platz drei im Friesenkampf: Bürgermeister Michael Buhre übergibt Reinhold Fischer (links) die Stadt-Urkunde.
Dazu gelang ihr mit den Handballerinnen der HSG Stemmer/Friedewalde der Gewinn der westdeutschen Meisterschaft und der Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Nun ließen sich die traditionell starken Wassersportler erwähnen, die Leichtathleten von Eintracht Minden mit Vize-Hallenweltmeister Jörg Sender an der Spitze, die Triathleten von SVKT, die Boxer oder die Sportabzeichen-Aktivisten. Sie alle feierten berichtenswerte Erfolge, leisteten Großes.
Das tat auch Daniel Masur, junger Tennisspieler des MTK Minden. Er wurde im Doppel deutscher Vizemeister und westdeutscher Meister in der Alterklasse U-12. Seine Urkunde konnte er nicht in Empfang nehmen, er war "bestens entschuldigt", wie Buhre befand. Wohl wahr, denn Masur spielte gestern schon wieder bei deutschen Meisterschaften um den Sieg mit, auf dem Weg zur nächsten Urkunde der Stadt Minden.